Antonia Leugers’ research review written in German on the “loud protests” of the Rosentrassee Protests in 1943
Mit der dezidierten Feststellung, "daß die im Februar und März dieses
Jahres [1943] bereits zu Tausenden aus ihrer Familie herausgerissenen
nichtarischen Ehegatten aus Mischehen auf die [...] aus den
verschiedensten Kreisen der Bevölkerung laut erhobenen Proteste hin
wieder aus den Sammellagern entlassen worden sind", hätte man zwar die
zentrale Aussage des Spielfilms "Rosenstraße" von Margarethe von Trotta
getroffen, dürfte damit aber in einer historischen Seminararbeit bei
Beate Meyer wohl kaum reüssieren können. Meyer bewertet den Film nämlich
als historisch nicht korrekt.[1] Sie vertritt die Gegenposition, die
Protestierenden hätten irrtümlich angenommen, die Ehepartner sollten
deportiert werden. Tatsächlich sollten sie, darin folgt Meyer Wolf
Gruner,[2] nur registriert werden. Einige hundert Personen sollten zudem
als geeignete Ersatzkräfte für die später zu deportierenden Angestellten
der noch existierenden jüdischen Einrichtungen in Berlin ausgewählt
werden. Ein öffentlicher Protest hätte im übrigen die damaligen
Machthaber, selbst wenn sie die Ehegatten hätten deportieren wollen, von
ihren Vorhaben nicht abhalten können.
Eine unerfahrene Studierende - von dieser Argumentation sicherlich
beeindruckt - würde ihren Text ändern. Da das obige Zitat[3] aber nicht
einer Seminararbeit des Jahres 2004 entnommen wurde, sondern im August
1943 von der ausgezeichnet unterrichteten Dr. Margarete Sommer in Berlin
formuliert worden ist, werden die unveränderlichen Originalquellen zur
kritischen Instanz, an der die Ergebnisse der Historiker zu messen sind.
Der von Meyer und Gruner vorschnell als geklärt angesehenen Debatte[4]
zum Rosenstraßenprotest dürfte eine breitere Basis förderlich sein. Noch
immer sind aufschlußreiche Quellen, auf die ich im folgenden eingehen
möchte, in ihrer Bedeutung für die historische Urteilsbildung
hinsichtlich der Ereignisse in der Rosenstraße weitgehend
unberücksichtigt geblieben.[5] Daß aufgrund dieser Quellen Meyers und
Gruners These kritisch hinterfragt werden muß und deshalb der
Interpretation Trottas, die sich auf Nathan Stoltzfus stützt,[6] eine
begründete Chance einzuräumen bleibt, sei schon vorweg verraten.
Margarete Sommers Aussagen über die Ereignisse in der Rosenstraße sind
von nicht zu unterschätzendem Gewicht, da sie sich professionell für die
vom nationalsozialistischen Regime als sogenannte "katholische
Nichtarier", als "Mischlinge" und "Mischehepartner" diskriminierten,
entrechteten und verfolgten Menschen einsetzte.[7] Sie leitete seit 1941
das für diese Personengruppe eingerichtete "Hilfswerk beim Bischöflichen
Ordinariat Berlin", das ab 1939 in der Schönhauser Allee 182 auf dem
Gelände der Herz-Jesu-Gemeinde untergebracht war - in Fußwegentfernung
zur Rosenstraße. Wenn Sommer also im August 1943 rückblickend die "aus
den verschiedensten Kreisen der Bevölkerung laut erhobenen Proteste" als
Ursache für die Entlassung der dort gefangenen "Mischehepartner"
wertete, so beruhte dies auf gezielter Beobachtung und besten
Informationen über die Geschehnisse. Das widerspricht der These Gruners,
auch in Berlin sei man gemäß der Verordnung des
Reichssicherheitshauptamts (RSHA) vom 20. Februar 1943[8] bzw. analog
zum Erlaß der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) Frankfurt/Oder vom 24.
Februar 1943[9] verfahren, wonach die "Mischehepartner" von der
allgemein verfügten Deportation der "Volljuden" im Zuge der
"Schlußaktion" ausgenommen blieben, sie lediglich registriert und - in
Berlin - für bestimmte Einsatzfelder ausgewählt werden sollten.
Interessant in diesem Zusammenhang ist es, daß auch Margarete Sommer
zunächst im Februar 1943 davon ausging, die "Mischehen" seien
"geschützt". Der Umschwung, den sie bei der Einschätzung der Lage
vollzog, dürfte daher symptomatisch für den unvorhergesehen gewaltsamen
Übergriff der NS-Seite in Berlin sein - oder wie es Hans Günther Adler
im Anschluß an die zuvor von ihm referierten RSHA-Richtlinien vom 20.
Februar 1943 nannte, in Berlin "erfolgte ein Vorstoß".[10]
Sommer zählt zu jenen wenigen Personen, die sich über das Ziel der
NS-"Judenpolitik" keinen Illusionen hingab. Ihre Informationskanäle
erlaubten ihr einen erschreckenden Einblick in die Vorhaben der
Gegenseite: "die Vorbereitung der Endlösung der europäischen
Judenfrage".[11] Wie erst kürzlich aufgetauchte Dokumente belegen, wurde
sie sogar vertraulich von den Ergebnissen der "Wannsee-Konferenz" vom
20. Januar 1942 in Kenntnis gesetzt.[12] Da Informationen, die im
Zusammenhang mit der Hilfsstelle eruiert wurden, über Sommer oder ihren
unmittelbaren Dienstvorgesetzten, den Berliner Bischof Konrad Graf von
Preysing, zum Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz, den Breslauer
Kardinal Adolf Bertram, und zu Papst Pius XII. gelangten, waren also
nicht nur die NS-Machthaber, sondern auch das Oberhaupt der Katholischen
Kirche und die deutschen Bischöfe im Bild über die ungeheuerlichen
Mordpläne und deren Durchführung.[13] Was angesichts dieses Wissens von
der Kirche pflichtgemäß zu geschehen habe, darüber gingen die Meinungen
damals auseinander. Als Antipoden der unversöhnlichen Richtungen im
Episkopat traten Preysing und Bertram auf.[14] Preysing setzte als
Mitglied des 1941 konstitutierten "Ausschusses für
Ordensangelegenheiten"[15] auf die Information der Öffentlichkeit und
deren Reaktionen, Bertram vertraute auf stille Eingaben in den
Ministerien und fürchtete selbst in der Diktatur eine Störung der
gottgewollten "Harmonie zwischen Kirche und Staat".[16] Margarete Sommer
plädierte wie Preysing für öffentlichkeitswirksame Schritte des
Episkopats im Einsatz für die "unveräußerlichen Rechte aller Menschen",
denn sonst würden die Bischöfe "vor Gott und den Menschen" durch
"Schweigen schuldig".[17] Sie vermochte bei Bertram jedoch nur wegen
eines angeblich in Vorbereitung befindlichen Gesetzes zur
Zwangsscheidung von "Mischehen" im November 1942 eine Eingabe zu
erwirken, weil Bertram hier das Sakrament der Ehe verletzt sah. Sich zu
rein humanitären und menschenrechtlichen Angelegenheiten zu äußern, dazu
fühlte er sich als Bischof nicht befugt.[18]
Die Ereignisse in der Rosenstraße sollten die verschiedenen Akteure
wieder zusammen führen. Da das vermeintliche Zwangsscheidungsgesetz
ausblieb, maß man dem Schritt Bertrams vom Herbst 1942 eine gewisse
Bedeutung bei und wiegte sich in Sicherheit, wie Sommer am 2. März
feststellte: "Streng vertraulich wurde einem unserer Herren aus einem
Ministerium mitgeteilt, daß noch vor einer Woche auf eine Anfrage hin
von der SS-Führung geantwortet worden sei, daß bei der geplanten Razzia
die Mischehen nicht einbezogen würden, daß sie 'geschützt' seien".[19]
Vorsorglich hatte Sommer bereits am 17. Februar eine Rundfrage an alle
Pfarreien in Berlin gerichtet, um den betroffenen Personenkreis aktuell
statistisch zu erheben.[20] Der Rücklauf war schleppend,[21] da die
Daten mittels Hausbesuche überprüft werden mußten. Diese Unterlagen
erlaubten Sommer jedoch spätestens nach der Einbeziehung der
"Mischehepartner" und "Mischlinge" in die sogenannte "Fabrik-Aktion" vom
27. Februar 1943 eine gezielte Weiterverfolgung der persönlichen
Schicksale.[22] Sommer erhielt vor den Deportationen, von denen auch
"katholische Nichtarier" erfaßt wurden, genaue Listen, so daß sie mit
ihrem Mitarbeiterstab seelsorglich fürsorgerisch diese Personen faktisch
auf den Todesgang vorbereiten konnte.[23] Die Sammellager und die
Verfahrensabläufe waren ihr bekannt. Während also schon seit Oktober
1941 aus Berlin auch Katholiken jüdischer Herkunft, die der NS-Ideologie
gemäß als "Nichtarier" eingestuft wurden, deportiert worden waren,
wogegen sich kein Protest seitens der Bischöfe und des Papstes erhoben
hatte,[24] entwickelten sich bei der Frage der Ehen und Familien, d.h.
der "Mischehepartner" und "Mischlinge", Aktivitäten.
Sommer berichtete am 2. März in Breslau Kardinal Bertram von den
Vorgängen, die sie unmittelbar nach der Razzia in Berlin in Erfahrung
gebracht hatte: "Am Sonnabend, dem 27. Februar, setzte in Berlin eine
Evakuierung ein in einem Ausmaß und mit einer Härte, wie sie in Berlin
bisher nicht erlebt worden war. Innerhalb von zwei Tagen wurden ca. 8000
Nichtarier abgeholt ohne Rücksicht darauf, ob sie schon lange - oft
schon seit Jahrzehnten - getauft worden waren; aber vor allem dieses Mal
ohne Rücksicht darauf, ob sie in einer Mischehe leben oder nicht; auch
die christlichen Mischehen sind auf diese Weise gewaltsam getrennt
worden." Mit Bezug auf allererste Reaktionen der Familienangehörigen und
das Verhalten der NS-Seite schilderte Sommer rüdeste Methoden: "Alle
Bemühungen der arischen Ehegatten und der halbarischen Kinder, den
nichtarischen Gatten, bzw. Elternteil freizubekommen, sind vergeblich.
In härtester Form werden sie abgewiesen und buchstäblich vertrieben. Die
Straße, in der die aus den Mischehen stammenden Männer und Frauen
untergebracht sind, ist polizeilich abgesperrt worden; und selbst
Wohnungsschlüssel und Lebensmittelkarten, die die Eingeschlossenen in
vielen Fällen von der ganzen Familie bei sich führten, durften nicht
ausgehändigt werden". Die Räumlichkeiten seien nicht vorbereitet, für
Kleidung und Verpflegung nicht gesorgt. "Gerade dieser Umstand, daß in
keiner Weise für die Zukunft der Tausende gesorgt werden darf, macht die
Sorge, daß sie keine Zukunft haben sollen, zur Gewißheit." Mit
"erschreckender Schnelligkeit" seien schon etwa 3500 Menschen
abtransportiert worden. Doch die "Mischehepartner" seien bis zum
Montagabend, dem 1. März, wie "streng vertraulich" von Sommer
festgestellt worden war, noch nicht evakuiert worden. Sommer forderte
einen sofortigen persönlichen Schritt des bischöflichen Unterhändlers
Wienken, denn Bertrams Eingabe vom November sei, wie aus "zuverlässiger
Quelle" zu erfahren gewesen sei, "nicht ungehört und nicht wirkungslos
geblieben". Sommer erwartete jedoch mehr: Für Sonntag, den 7. März,
verlangte sie "ein klares, anklagendes Protestwort aller deutschen
Oberhirten". Schließlich solle Papst Pius XII. "ein an das Weltgewissen
gerichtetes Hirtenwort über den Vatikanischen Sender" verbreiten.[25]
Bertram beschränkte sich hingegen weiterhin auf seine, der
Öffentlichkeit verborgene Eingaben- und Verhandlungspolitik. Er bat in
seinem Schreiben, das er gleichlautend an das RSHA, die Reichskanzlei,
das Reichskirchen-, Reichsinnen- und Reichsjustizministerium schickte,
den "Maßnahmen Einhalt zu gebieten", d.h. die Trennung der Ehen
aufzuheben.[26] Am 4. März sprach Weihbischof Wienken persönlich bei
Adolf Eichmann im RSHA vor. Er erhielt die mündliche Auskunft, die
"nichtarischen Katholiken in rassischen Mischehen werden von der
Abwanderungsaktion nicht erfaßt", auch kinderlose Ehen nicht. Die
"sogenannten Geltungsjuden" würden nach Theresienstadt gebracht. Die in
Berlin "von den Arbeitsstätten und zum Teil auch aus den Familien
abgeholten nichtarischen Katholiken rassisch gemischter Ehen werden
wieder freigelassen" und in Rüstungsbetrieben eingestellt.[27] Da
Wienken diese Auskunft am 6. Tag der Proteste in der Rosenstraße
entgegen nahm, wird man schwerlich diese Proteste als völlig
bedeutungslos abtun können, zumal es ein Leichtes gewesen wäre, Wienken
den nach Gruner rein verwaltungstechnisch notwendigen Aufwand für
Registrierung und Ersatzauswahl in schlichten, klaren Worten zu
erläutern. Dies hätte man eigentlich auch den Protestierenden
verständlich machen können. Doch Wolf Gruner sieht in dieser Auskunft
Eichmanns eine Bestätigung seiner These der nie anvisierten
Deportationsabsicht bei den Rosenstraßenpersonen.[28]
Andere meinen wiederum, gerade dieser Schritt seitens der Kirche sei mit
entscheidend gewesen für die Entlassungen in der Rosenstraße als Rettung
vor der Deportation.[29] Das Mitglied im Ordensausschuß,
Dominikanerpater Odilo Braun, wertete Stil und Inhalt der Eingaben des
Vorsitzenden der Bischofskonferenz allerdings "wegen ihres weichen Tones
zu unwirksam",[30] womit er die entscheidende Spur für die
Interpretation legt. Bertrams stille Eingabe vom November 1942 dürfte
für diejenigen auf NS-Seite ein willkommenes Signal gewesen sein, das
Zwangsscheidungsgesetz schon deswegen nicht in Angriff zu nehmen, weil
dies den Ärger mit der Kirche erst herauf beschwören mochte. Das
bedeutete umgekehrt, man schuf einfach vollendete gewaltsame Tatsachen,
auf welche seitens der Kirche erfahrungsgemäß höchstens stille Eingaben
und höfliche Nachfragen von Wienken kamen, der lediglich mündliche, d.h.
unverbindliche Auskünfte Eichmanns erhielt, was ganz dem taktischen
Kalkül im Umgang mit der Kirche entsprach, der keinerlei Achtung
entgegen gebracht wurde. Es gehörte zu den Standardwarnungen des
Ordensausschusses gegenüber solcher Taktik: "Beruhigende Erklärungen und
das Bestreiten solcher Pläne von der anderen Seite haben nur den Zweck,
uns in Sicherheit zu wiegen und ein öffentliches Eintreten für diese
Ehen zu unterbinden. Man befürchtet eine Behandlung der Frage in der
Öffentlichkeit".[31] Erst im Februar 1944 wird Bertram - erfolglos -
monieren, daß er sich bei Eingaben "nicht mit einer nur mündlich
erklärten Stellungnahme des Reichssicherheitshauptamtes begnügen"
könne.[32]
Bertrams Schreiben, ähnlich jenen, die der protestantische Landesbischof
Wurm formulierte,[33] boten ihrerseits ein Einfallstor für
"gerechtfertigte" Vorgehensweisen der NS-Seite. So formulierte der
Breslauer Kardinal im Herbst, oblgeich er sich doch eigentlich für die
Verfolgten der NS-Rasseideologie einsetzen wollte: "Es bedarf dabei
nicht der Versicherung, daß diese meine Vorstellungen nicht einem Mangel
an Liebe zum Deutschtum, nicht einem Mangel an Gefühl nationaler Würde
entspringen, auch nicht einer Geringschätzung der schädlichen Einflüsse
eines Überwucherns jüdischer Einflüsse gegenüber deutscher Kultur und
vaterländischer Interessen".[34] Diese "schädlichen Einflüsse" boten
gemeinhin der NS-Seite jegliche Handhabe, um gegen "die Juden"
vorzugehen. Bertram seinerseits war empfänglich für angebliche Verstöße
von "Juden" gegen staatliche Anordnungen. Er sah nicht einmal eine
Veranlassung, einen Protest wenigstens dann zu erheben, wenn die
unverhältnismäßige "Strafe" für diese Verstöße in der Deportation nach
Auschwitz und baldigem Tod bestand.[35] Daß die Methode, die die
NS-Seite in dieser Phase gegen die in den RSHA-Richtlinien und dem
Frankfurter Erlaß angeblich "geschützten" Personenkreise anwandte, einen
Teil der "Lösung der Judenfrage" bildete, bestätigen die Gestapoberichte
über Dr. Gertrud Luckner aus Freiburg, die sich wie Margarete Sommer für
Katholiken jüdischer Herkunft einsetzte und mit ihr eng zusammen
arbeitete.[36]
Während Sommer in den Berliner Pfarreien ab dem 17. Februar 1943 ihre
statistischen Erhebungen durchführte, reiste Luckner von Freiburg aus
zwischen dem 22. Februar und 2. März über Stuttgart, Würzburg, Bamberg,
Nürnberg, Eichstätt und München zurück nach Freiburg. Die Gestapo
beobachtete Luckner und vernahm danach deren Gesprächspartner.
Schließlich wurde sie am 24. März verhaftet und später in das
Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, wo sie erst 1945 befreit
wurde. Luckner hatte in den israelitischen Kultusgemeinden die Listen
der "Mischehen" und "Mischlinge" erbeten, also noch nachdem die
RSHA-Richtlinien am 20. Februar heraus gekommen waren, die diese
Personen angeblich schützten. Luckner habe, so der Kriminal-Sekretär
Hans von Ameln in seinem Bericht, schon am 24. Februar in Würzburg
Johanna Stahl darauf hingewiesen, "daß z.Zt. in Berlin eine große
Abwanderung vonstatten ginge"![37] Luckner wußte also von der geplanten
"Schlußaktion" vom 27. Februar. Sie habe Ivan Schwab in Würzburg und
Justin Baum in Bamberg, wo sie sich am 25. Februar aufhielt, darauf
aufmerksam gemacht, daß das Mischehengesetz "vorerst zurückgestellt
worden sei", aber dennoch "Maßnahmen gegen Mischehen und Mischlinge"
bevorstünden. "Auch die Tatsache, daß die Luckner darauf hingewiesen
hat, daß die Mischlinge nicht kriminell werden dürften, um nicht der
Geheimen Staatspolizei eine Handhabe zum Einschreiten zu geben, läßt
klar erkennen, daß sie über die Handhabung der Lösung der Judenfrage und
über die internen behördlichen Anweisungen genauestens unterrichtet
ist".[38] Die Staatspolizeileitstelle Düsseldorf fand gerade diesen
Punkt hervorhebenswert im abschließenden Ermittlungsbericht zum Fall
Luckner für das Berliner RSHA: "Es hat sich demnach bestätigt, daß die
Luckner im ganzen Reich Anlaufstellen unterhält, sich persönlich an
Juden, Mischehen und Mischlinge wendet und diese auf bevorstehende
Maßnahmen hinweist". Man müsse, so Luckner, "trotzdem mit
staatspolizeilichen Maßnahmen gegen Mischehen und Mischlinge rechnen".
"Damit dürfte der Beweis erbracht sein, daß die Luckner über
innerdienstliche Anweisungen genauestens unterrichtet wird".[39]
Diese seltene, von verschiedenen Polizeistellen geübte interne Offenheit
bezüglich der wahren Ziele der NS-Seite wurde durch die Handhabung der
"Mischehenfrage" in den verschiedenen Regionen in Deutschland bestätigt.
So notierte Viktor Klemperer am 14. März, auf den Dresdener Friedhof
komme täglich eine Frau, "Arierin", um eine Urnenstelle zu schmücken.
"Man hat ihren jüdischen Mann und ihren als 'jüdischen Mischling'
deklarierten Sohn aus unbekannten Gründen verhaftet und ein paar Wochen
später 'bei Fluchtversuch' erschossen".[40] Eugen Grimminger, der wegen
der Finanzierung der Fahrten und der Flugblattaktion der "Weißen
Rose"[41] am 2. März verhaftet worden war, sah seine jüdische Ehefrau
Jenny, die er 1922 geheiratet hatte, nicht wieder: Sie wurde am 10.
April in Stuttgart verhaftet, in das KZ Ravensbrück und von dort nach
Auschwitz gebracht, wo sie am 2. Dezember 1943 ermordet wurde.[42] Odilo
Braun, im Auftrag der Hilfsstelle Sommers unterwegs, nannte es "den
kalten Weg", den man beschreite.[43] Margarete Sommer faßte die
Entwicklungen rückblickend im August 1943 zusammen, indem sie die
unterschiedlichen Methoden schilderte: Seit März erhielten sie
Nachrichten aus den einzelnen Bistümern, "die beweisen, daß statt der
befürchteten, aber nicht getroffenen, bzw. rückgängig gemachten
generellen Maßnahmen, nun Teilaktionen in einzelnen Gauen in weniger
auffälliger, aber auch radikaler Weise - ohne gesetzliche Grundlage -
die faktische Trennung der rassischen Mischehe bewirken".[44] "In Hessen
wurden eine Woche, nachdem die Berliner nichtarischen Ehegatten aus
Mischehen nach der Ende Februar, Anfang März erfolgten Abholung wieder
entlassen worden waren (auf die ungewöhnlich scharfen Proteste hin),
nach und nach eine große Anzahl nichtarischer Ehegatten verhaftet;
teilweise ohne Angabe von Gründen, teilweise mit nicht nachgeprüften
Behauptungen, daß sie sich irgend welcher Vergehen schuldig gemacht
haben sollten." Sommer nennt sie "Scheingründe". "Diese 'Verhafteten'
wurden in großen Räumen untergebracht, die in kleinste Käfige eingeteilt
waren." Monatelang seien die Betroffenen eingesperrt gewesen. "Viele
dieser Verhafteten wurden dann abtransportiert, nachdem sie einen
sogenannten Lagerschein hatten unterzeichnen müssen, der den Eindruck
erwecken soll, als seien sie freiwillig ins Evakuierungslager gegangen.
Schon 14 Tage nach dem ersten Abtransport dieser unglücklichen Menschen
trafen die ersten Todesnachrichten ein. Es verlautet, daß auf diese
Weise des 'Kriminellmachens' auch in weiteren Gebieten Deutschlands die
Mischehe getrennt werden soll".[45]
Aufgrund ihrer umfänglichen Hintergrundinformationen und Recherchen wäre
es Sommer nicht verborgen geblieben, wenn es in der Rosenstraße keine
Deportationsabsicht gegeben hätte. Ihr lag ja gerade daran, die Lage,
auch mit lokalen und regionalen Unterschieden in der Vorgehensweise zu
analysieren und darzustellen. Sie betonte aber auch noch im August 1943,
die Proteste hätten erst die Entlassungen bewirkt. Als Beweis für die
Deportationsabsicht wurde im übrigen gewertet, daß aus der Rosenstraße
schon 25 Personen deportiert worden waren. Die neuesten Recherchen
Joachim Neanders[46] vermögen die These Gruners auch hier nicht zu
stützen, daß sie als "Schutzhäftlinge" abtransportiert worden seien und
von Auschwitz-Monowitz zurück geschickt wurden, weil sie als
Mischehepartner ja eigentlich als "geschützt" galten. Margarete Sommer
führte in ihrem Bericht vom August 1943 sogar ein weiteres Beispiel auf
als Beleg dafür, daß nur durch einen Protest Maßnahmen der NS-Seite
rückgängig gemacht werden konnten. Die näheren Umstände dieses
interessanten Falles müßten noch untersucht werden: "In Innsbruck und
anderen Städten Tirols wurden die nichtarischen Ehegatten ohne jede
Begründung abgeholt und in Konzentrationslager gebracht. Auf heftigste
Proteste von katholischer Seite Wiens hin wurden diese Mischehegatten
wieder in ihre Familien zurückgeführt".[47]
Zu ergänzen bleibt schließlich, daß Margarete Sommer in ihrem Entwurf
vom August 1943 für die Eingabe des Episkopats neben die "laut erhobenen
Proteste" der Bevölkerung als Ursache für die Entlassungen in der
Rosenstraße Proteste "von den Bischöfen" setzte.[48] Einen laut
erhobenen Protest, wie Sommer ihn sofort am 2. März von den Bischöfen
und vom Papst gefordert hatte, hatte es aber nicht gegeben. Auch der
Versuch von Odilo Braun, der einige Tage später, am 6. März, "in der
furchtbaren Judenverfolgung" einen "öffentlichen Protest"[49] forderte
und jener Versuch von Bischof Preysing,[50] der Pius XII. ebenfalls am
6. März um ein Eintreten für die Deportierten bat, blieben vergeblich.
Der Papst schwieg.[51] Die weiche Eingabe Bertrams vom November 1942
hatte den Berliner "Vorstoß" (H. G. Adler) nicht hindern können,
Eichmanns zur Beruhigung dienende Zusagen an Wienken kamen erst am 6.
Protesttag, Bertram selbst erhielt keine Antwort. Nach außen drang von
all dem nichts. Auch die vorbereitende Planung für einen Hirtenbrief im
April 1943, falls jemals ein "Mischehengesetz" kommen sollte, war
lediglich für den Eventualfall, der nie eintrat, weil die NS-Seite die
gesetzliche Lösung taktisch verworfen hatte.[52] Sommer ging es bei
ihrem Entwurf vom August 1943 letztlich darum, daß der Episkopat im
nachhinein die enge Verbindung zwischen Bischöfen und protestierender
Bevölkerung und deren gleich starke und wirkungsvolle Ablehnung der
NS-Maßnahmen gegenüber den Regierungsstellen betonen sollte. Das Volk
stehe nicht hinter der Regierung, so die beabsichtigte Botschaft
Sommers. Darin folgte sie natürlich der von ihr und dem Ordensausschuß
vertretenen Konzeption. Doch blieb dieser Entwurf in den Breslauer
Aktenschränken liegen, denn Bertram lehnte diese deutliche Eingabe an
die Regierung ab, ebenso wie er auch den gemeinsamen Dekalog-Hirtenbrief
zur Aufklärung des Volkes im Sommer 1943 nicht mittragen wollte allein
schon wegen der zaghaften Andeutung von Menschenrechtsverletzungen des
Regimes, die er als zu politisch wertete.[53] Für Sommer und den
Ordensausschuß waren die "laut erhobenen Proteste" in der Rosenstraße
ein hoffnungsvolles Zeichen gewesen, dem die Kirche als einzige noch
nicht zerschlagene Großorganisation mit ihren Möglichkeiten und ihrem
ungeheuerlichen Wissen über die Verbrechen des Regimes zur Aufklärung
des gesamten Volkes hätte stützend und verstärkend öffentlich
beispringen können. Das geschah nicht.[54]
Beate Meyer urteilte über den Film "Rosenstraße", die Gesamthandlung
lege den "Erfolg der Frauen nahe", doch habe von Trotta eine "etwas
sarkastisch als Erklärung" eingebrachte Bemerkung Baron von Eschenbachs,
die Meyers und Gruners These andeutet, eingefügt, die "wohl gleichzeitig
zur Beschwichtigung möglicher Einwände von Historikern" diene.[55] Die
bestens informierte Dr. Margarete Sommer würde Margarethe von Trotta von
der Gesamthandlung her, also dem Protesterfolg, Recht geben - trotz
möglicher Einwände von Historikern.
Notes
[1]. Vgl. Beate Meyer, Geschichte im Film - Judenverfolgung, Mischehen
und der Protest in der Rosenstraße 1943. Dort weitere Literaturhinweise
auf Meyers Forschungen.
[2]. Vgl. Wolf Gruner, Die Internierung der Juden aus Mischehen in der
Rosenstraße 1943. Das Ereignis, seine Diskussion und seine Geschichte,
in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft [= ZfG] 52 (2004) H. 1, S.
5-22. Dort weitere Literaturhinweise auf Gruners Forschungen. Gruners
These schließt sich an: Claudia Schoppmann, Rettung von Juden: ein kaum
beachteter Widerstand von Frauen, in: Beate Kosmala, Claudia Schoppmann
(Hg.), Solidarität und Hilfe für Juden während der NS-Zeit, Bd. 5:
Überleben im Untergrund. Hilfe für Juden in Deutschland 1941-1945,
Berlin 2002, S. 113f.
[3]. Entwurf einer Eingabe des deutschen Episkopats [von Margarete
Sommer] (I), [22./23.8.1943], in: Ludwig Volk (Bearb.), Akten deutscher
Bischöfe über die Lage der Kirche 1933-1945, Bd. VI: 1943-1945, Mainz
1985 [= Volk VI], S. 217.
[4]. Gruner zieht vorschnell das Fazit: "Neue Quellen zwingen [!] also
zu einer Re-Interpretation der Ereignisse Ende Februar 1943." W. Gruner,
Internierung, S. 21.
[5]. Jana Leichsenring, Katholiken in der Rosenstraße: Das "Hilfswerk
beim Bischöflichen Ordinariat Berlin" und die "Mischehen", in: ZfG 52
(2004) H. 1, S. 37-49, folgt weitgehend meiner Analyse des Handelns der
Amtskirche und Sommers: vgl. A. Leugers, Widerstand oder pastorale
Fürsorge katholischer Frauen im Dritten Reich? Das Beispiel Dr.
Margarete Sommer (1893-1965), in: Irmtraud Götz von Olenhusen u.a.,
Frauen unter dem Patriarchat der Kirchen. Katholikinnen und
Protestantinnen im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1995, S. 161-188;
A. Leugers, Gegen eine Mauer bischöflichen Schweigens. Der Ausschuß für
Ordensangelegenheiten und seine Widerstandskonzeption 1941 bis 1945,
Frankfurt a.M. 1996. Die expliziten Wertungen Sommers zum Protest in der
Rosenstraße und den Kontext, der sich aus Gertrud Luckners
Gestapobeobachtung ergibt, reflektiert Leichsenring erstaunlicherweise
nicht, daher wird hier darauf ausführlicher eingegangen.
[6]. Vgl. Nathan Stoltzfus, Resistance of the Heart. Intermarriage and
the Rosenstrasse Protest in Nazi Germany, New Brunswick, New Jersey,
London 1996; dt. Übersetzung: Widerstand des Herzens. Der Aufstand der
Berliner Frauen in der Rosenstraße - 1943, München 1999, 2. Aufl. 2002;
vgl. Rezension: A. Leugers, Deutscher Widerstand gegen den
Nationalsozialismus, in: Neue Politische Literatur 47 (2002) H. 2, S.
249-276, hier: S. 260f.; N. Stoltzfus, Der "Versuch, in der Wahrheit zu
leben" und die Rettung von jüdischen Angehörigen durch deutsche Frauen
im "Dritten Reich", in: Jana Leichsenring (Hg.), Frauen und Widerstand,
Münster 2003, S. 74-88 und S. 89-95 (Diskussion).
[7]. Vgl. A. Leugers, Widerstand oder pastorale Fürsorge; Heinrich
Herzberg, Dienst am höheren Gesetz. Dr. Margarete Sommer und das
"Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin", Fredersdorf 2000; J.
Leichsenring, Katholiken.
[8]. Teildruck in: Hans Günther Adler, Der verwaltete Mensch. Studien
zur Deportation der Juden aus Deutschland, Tübingen 1974, S. 199f.
[9]. Druck in: Wolf Gruner, Die Fabrik-Aktion und die Ereignisse in der
Berliner Rosenstraße. Fakten und Fiktionen um den 27. Februar 1943, in:
Jahrbuch für Antisemitismusforschung 11 (2002), S. 176f. Im vorletzten
Absatz wohl irrtümlich: 27.2.1945 statt korrekt 1943 wie im Druck bei:
Gernot Jochheim, Frauenprotest in der Rosenstraße Berlin 1943. Berichte
Dokumente Hintergründe, erweiterte Neuausgabe, Berlin 2002, S. 30f.
[10]. H. G. Adler, Der verwaltete Mensch, S. 202: "Als sich Anfang
1943 die Massentransporte dem Ende zuneigten, erfolgte ein Vorstoß zur
Beseitigung der jüdischen Männer in Berlin, die mit deutschen Frauen
verheiratet waren. Viele wurden verhaftet und sollten fortgeschafft
werden, doch eine mutige Demonstration der Frauen bewog die Gestapo
ausnahmsweise zum Nachgeben und die Männer wurden entlassen [...]".
Vgl. auch ebd., S. 307, 340.
[11]. Protokoll der Wannsee-Konferenz, in: Die Grunewald-Rampe. Die
Deportation der Berliner Juden, 2. korr. Aufl., Berlin 1993, S. 59.
[12]. Jana Leichsenring, die sich im Rahmen ihrer Dissertation über
Margarete Sommer damit befaßte, stellte diese Quelle auf der Konferenz
zum Rosenstraßenprotest in Berlin, 29./30.4.2004, erstmals vor. Vgl. den
Link auf den Tagungsbericht in H-Soz-u-Kult. Zu den Informanten vgl.
auch: A. Leugers, Gegen eine Mauer, S. 471 Anm. 348; A. Leugers,
Widerstand oder pastorale Fürsorge, S. 175 Anm. 83; J. Leichsenring,
Katholiken, S. 42 Anm. 43, S. 45 Anm. 72.
[13]. Vgl. z.B. den Vermerk auf dem Bericht Sommers, [nach 5.8.1942],
in: Ludwig Volk (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe über die Lage der
Kirche 1933-1945, Bd. V: 1940-1942, Mainz 1983 [= Volk V], S. 817: "Ging
durch Kurier nach Rom". Vgl. auch: A. Leugers, Gegen eine Mauer, S. 272.
[14]. Vgl. A. Leugers, Positionen der Bischöfe zum Nationalsozialismus
und zur nationalsozialistischen Staatsautorität, in: Rainer Bendel
(Hg.), Die katholische Schuld? Katholizismus im Dritten Reich - Zwischen
Arrangement und Widerstand, 2. durchges. Aufl., Münster 2004, S. 122-142.
[15]. Vgl. ausführlich: A. Leugers, Gegen eine Mauer.
[16]. Bertram an Muhs, [27.10.1944], in: Volk VI, S. 436.
[17]. Entwurf einer Eingabe des deutschen Episkopats [von Margarete
Sommer] (II), [22./23.8.1943], in: Volk VI, S. 220.
[18]. Vgl. Bertram an Thierack, Frick, Muhs, 11.11.1942, in: Volk V, S.
944f. Vgl. A. Leugers, Widerstand oder pastorale Fürsorge, S. 175f.; A.
Leugers, Adolf Kardinal Bertram und die Menschenrechte, in: Die Diözese
Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart. Jahrbuch des Vereins für
Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim 63 (1995), S. 205-229. Vgl.
demgegenüber die Predigt Preysings vom 15. November 1942, Teildruck in:
A. Leugers, Georg Angermaier 1913-1945. Katholischer Jurist zwischen
nationalsozialistischem Regime und Kirche. Lebensbild und Tagebücher, 2.
Aufl., Frankfurt a.M. 1997, Nr. 58.
[19]. Bericht Sommers, 2.3.1943, in: Volk VI, S. 20.
[20]. Vgl. N. Stoltzfus, Widerstand, S. 281, S. 447 Anm. 77. Stoltzfus
schreibt, die Listen seien der jüdischen Gemeinde oder der Gestapo
übergeben worden. Sollte dies tatsächlich geschehen sein, so wäre die
Arbeit der Hilfsstelle Sommers mehr als ambivalent zu bewerten. Für die
Kopien des Erhebungsmaterials danke ich N. Stoltzfus, der es entdeckt hat.
[21]. So antwortete das Katholische Pfarramt St. Marien dem Hilfswerk
am 9.3.1943, Sandberger "wohnte noch beim Hausbesuch am 26.2." dort.
Erhebungsmaterial Sommers (wie Anm. 20).
[22]. In den Berichten der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen findet sich
nicht selten ein Verwundern darüber, sie seien von einer ihnen
unbekannten Person informiert worden über den Ort der Unterbringung des
Partners bzw. über den Termin der Freilassung. Es sollte der Frage
systematisch nachgegangen werden, ob dies in Zusammenhang mit Sommers
Erhebungen und Hilfsnetzen gestanden haben mochte. So auch die Vermutung
von J. Leichsenring, Katholiken, S. 44 bzgl. der Familie Reis, die auf
der Erhebungsliste Sommers "Privilegierte Mischehen III" unter Nr. 93
und in der Liste "Nichtarisch-katholische Haushaltsvorstände" unter Nr.
188, in der Liste "Privilegierte Ehen" unter Nr. 66 mit Ehepaar und Sohn
auftaucht. Erhebungsmaterial Sommers (wie Anm. 20).
[23]. Vgl. A. Leugers, Widerstand oder pastorale Fürsorge, S. 184-188.
[24]. Zum Scheitern eines Hirtenbriefs im November 1941, der die
Menschenrechtsverletzungen des Regimes thematisierte, vgl. A. Leugers,
Gegen eine Mauer, S. 245-258.
[25]. Bericht Sommers, 2.3.1943, in: Volk VI, S. 19-21.
[26]. Bertram an Frick, Muhs, Thierack, Lammers, RSHA, 2.3.1943, in:
Volk VI, S. 23.
[27]. Wienken an Bertram, 4.3.1943, in: Volk VI, S. 25.
[28]. Vgl. W. Gruner, Internierung, S. 15, 21.
[29]. Vgl. Heinz Hürten, Deutsche Katholiken 1918 bis 1945, Paderborn
u.a. 1992, S. 513f, S. 645f Anm. 54; Wilhelm Damberg, Katholiken,
Antisemitismus und Ökumene, in: Joachim Kuropka (Hg.), Clemens August
Graf von Galen. Menschenrechte - Widerstand. Euthanasie - Neubeginn,
Münster 1998, S. 61f; Stephan Adam, Die Auseinandersetzung des Bischofs
Konrad von Preysing mit dem Nationalsozialismus in den Jahren 1933-1945,
St. Ottilien 1996, S. 111; Klemens-August Recker, "Wem wollt ihr
glauben?" Bischof Berning im Dritten Reich, Paderborn u.a. 1998, S. 347
wertet den Protest in der Rosenstraße und die Eingabe Bertrams als
entscheidend; ebenso Ursula Büttner, Die anderen Christen. Ihr Einsatz
für verfolgte Juden und "Nichtarier" im nationalsozialistischen
Deutschland, in: B. Kosmala, C. Schoppmann, Solidarität und Hilfe, Bd.
5, S. 134; J. Leichsenring, Katholiken, S. 49 formuliert vorsichtiger,
Bertrams Schritt sei mit zu berücksichtigen.
[30]. [Braun] an Bischof [Dietz], 6.3.1943. Druck: A. Leugers, Georg
Angermaier 1913-1945, S. 234 Anm. 9.
[31]. Bericht für die Fuldaer Bischofskonferenz, 14.8.1943, in: Volk
VI, S. 128.
[32]. Bertram an Wienken, 21.2.1944, in: Volk VI, S. 293 Anm. 2.
[33]. Wurm an Reichsinnenministerium, 14.3.1943, in: Landesbischof D.
Wurm und der Nationalsozialistische Staat 1940-1945. Eine Dokumentation,
Stuttgart 1968, S. 162: Wurm freue sich, daß die Personen in Berlin
wieder entlassen wurden. Das begrüße er "nicht aus Vorliebe für das
Judentum, dessen übergroßer Einfluß auf das kulturelle, wirtschaftliche
und politische Leben in der Zeit, in der fast die ganze Presse
philosemitisch eingestellt war, fast nur von christlicher Seite als
verhängnisvoll erkannt wurde [...]."
[34]. Bertram an Thierack, Frick und Muhs, 11.11.1942, in: Volk V, S.
944. Vgl. die ähnliche Formulierung noch im Schreiben: Bertram an Frick,
Muhs, Thierack, Lammers, RSHA, 2.3.1943, in: Volk VI, S. 22.
[35]. Vgl. den von mir geschilderten Fall in: A. Leugers, Widerstand
oder pastorale Fürsorge, S. 183f. Schon im Oktober 1941 erhielt Bischof
Berning (an Bertram, 27.10.1941, in: Volk V, S. 583) die Auskunft von
Adolf Eichmann, "daß christliche Nichtarier nur ausnahmsweise evakuiert
würden, besonders nur diejenigen, die mit der Staatspolizei schon in
Konflikt gekommen seien. Die in Mischehe lebenden Nichtarier würden
vorläufig nicht betroffen".
[36]. Vgl. Hans-Josef Wollasch, "Betrifft: Nachrichtenzentrale des
Erzbischofs Gröber in Freiburg". Die Ermittlungsakten der Geheimen
Staatspolizei gegen Gertrud Luckner 1942-1944, Konstanz 1999, S. 16-82;
Angela Borgstedt, "... zu dem Volk Israel in einer geheimnisvollen Weise
hingezogen". Der Einsatz von Hermann Maas und Gertrud Luckner für
verfolgte Juden, in: Michael Kißener (Hg.), Widerstand gegen die
Judenverfolgung, Konstanz 1996, S. 227-259; Angela Borgstedt,
"Bruderring" und "Lucknerkreis": Rettung im deutschen Südwesten, in: B.
Kosmala, C. Schoppmann, Solidarität und Hilfe, Bd. 5, S. 191-203; Zur
Zusammenarbeit von Luckner, Sommer und Magnis vgl. J. Leichsenring,
Gabriele Gräfin Magnis - Sonderbeauftragte Kardinal Bertrams für die
Betreuung der katholischen "Nichtarier" Oberschlesiens: Auftrag -
Grenzüberschreitung - Widerstand?, Stuttgart 2000, S. 75-96.
[37]. Bericht Kriminal-Sekretärs Hans von Ameln über Vernehmung J.
Stahl, 6.3.1943, in: H.-J.Wollasch, Nachrichtenzentrale, S. 131f.
[38]. Bericht H. von Amelns über Vernehmung J. Baum und I. Schwab,
7.3.1943, in: ebd., S. 133f.
[39]. Bericht der Staatspolizeileitstelle Düsseldorf an RSHA IV B1,
[11.]3.1943, in: ebd., S. 144f.
[40]. Notiz vom 14.3.1943, in: Viktor Klemperer, Ich will Zeugnis
ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1942-1945, hg. v. Walter Nowojski u.
Hadwig Klemperer, Bd. 2, 3. Aufl., Berlin 1995, S. 343.
[41]. Vgl. Hochverrat? Neue Forschungen zur "Weißen Rose", hg. v.
Rudolf Lill, veränderte Neuaufl., Konstanz 1999 (mit einer
Bibliographie, S. 161-179).
[42]. Vgl. Armin Ziegler, Eugen Grimminger. Widerständler und
Genossenschaftspionier, Crailsheim 2000, S. 118.
[43]. Aktenvermerk des Ordinariats Limburg, 26.6.1943 (in: Volk VI, S.
99) über die Informationen, die P. Odilo Braun brachte. Er sei im
Auftrag der Hilfsstelle in Berlin unterwegs gewesen: Braun an Jüdische
Gemeinde Frankfurt, Juli 1977 (A. Leugers, Gegen eine Mauer, S. 471 Anm.
358).
[44]. Entwurf einer Eingabe des deutschen Episkopats, [22./23.8.1943],
in: Volk VI, S. 217.
[45]. Bericht Sommers, [24.8.1943], in: Volk VI, S. 219. Für den Fall
Hessen wurden Sommers Beobachtungen nicht berücksichtigt von Monica
Kingreen, Verfolgung und Rettung in Frankfurt am Main und der
Rhein-Main-Region, in: B. Kosmala, C. Schoppmann (Hg.), Solidarität und
Hilfe, Bd. 5, S. 182-185; Monica Kingreen, Gewaltsam verschleppt aus
Frankfurt. Die Deportationen der Juden in den Jahren 1941-1945, in:
Monica Kingreen (Hg.), "Nach der Kristallnacht". Jüdisches Leben und
antijüdische Politik in Frankfurt am Main 1938-1945, Frankfurt/New York
1999, S. 383-390. Zu den Vorkommnissen in Frankfurt vgl. auch die
Beobachtungen, die Odilo Braun auf seiner Reise von Worms über Frankfurt
machte: [Braun] an Bischof [Dietz], 6.3.1943. Druck: A. Leugers, Georg
Angermaier 1913-1945, S. 233f Anm. 9; Im Nachlaß Wurm befindet sich auch
eine Aufzeichnung von Mitte 1943, in: Landesbischof D. Wurm und der
Nationalsozialistische Staat 1940-1945, S. 165-167, hier: S. 166: "Es
wäre auch völlig unglaublich, wenn plötzlich in einer einzelnen Stadt
[Frankfurt a.M.] zahlreiche Personen gegen Gesetze verstoßen haben
sollten, die zufällig sämtlich in einer Mischehe leben". Für Beuthen:
vgl. J. Leichsenring, Gabriele Gräfin Magnis.
[46]. Joachim Neander auf der Konferenz zum Rosenstraßenprotest in
Berlin, 29./30.4.2004. Vgl. den Link auf den Tagungsbericht in
H-Soz-u-Kult.
[47]. Bericht Sommers, [24.8.1943], in: Volk VI, S. 219.
[48]. Auslassungszeichen im Anfangszitat (wie Anm. 3) am Textbeginn :
"nicht nur von den Bischöfen, sondern".
[49]. [Braun] an Bischof [Dietz], 6.3.1943. Druck: A. Leugers, Georg
Angermaier 1913-1945, S. 234 Anm. 9.
[50]. Vgl. Preysing an Pius XII., 6.3.1943, in: Burkhart Schneider
(Hg.), Die Briefe Pius' XII. an die Deutschen Bischöfe 1939-1944, Mainz
1966, S. 239 Anm. 1.
[51]. Vgl. Pius XII. an Preysing, 30.4.1943, in: B. Schneider, Briefe,
S. 239.
[52]. Zur weiteren Entwicklung vgl. A. Leugers, Widerstand oder
pastorale Fürsorge, S. 179-184.
[53]. Zum Dekalog-Hirtenbrief vgl. A. Leugers, Gegen eine Mauer, S.
274-289.
[54]. Nach 1945, als die Kirche ins Kreuzfeuer der Kritik geriet wegen
ihres Verhaltens während der NS-Zeit, verteidigte Sommer - obgleich vor
1945 kritische Verfechterin einer anderen Konzeption als Kardinal
Bertram - die Linie der Bischöfe. Vgl. zu dieser "loyalen
Erinnerungsarbeit": A. Leugers, Widerstand oder pastorale Fürsorge, S.
186-188.
[55]. B. Meyer (wie Anm. 1)